8 Schritte zur kreativen Lösung (Fortsetzung vom August/ September)

Die Hauptphasen untergliedern sich in jeweils zwei Denkschritte. Im einzelnen kommt folgenden Schritte im kreativen Prozeß entscheidende Bedeutung zu.

Vorbereitung

1. Präparation (Vorbereitung): Aus der Unzufriedenheit mit einem aktuellen Zustand oder der bestehenden Situation heraus wird ein Problem erkannt, das Ziel definiert und die entsprechenden Fragestellungen und Kriterien festgelegt. Diese Initial-Phase aller Innovationsprozesse nimmt einen herausragenden Stellenwert ein, weil sie die Richtung des gesamten Prozesses bestimmt und damit auch den Grundstein für die spätere Lösung legt.

Ideen finden

2. Inkubation (Anregung): Um Ideen zu finden, entfernt sich die träumerische Phase zunächst einmal vom Problem, um auf Umwegen damit umzugehen. Sich inspirieren, lassen Ideen sammeln und ausbrüten, Regeln brechen, in spielerischen Bahnen denken, beide Gehirnhälften aktivieren, ungewöhnliche Verbindungen knüpfen - alles das sind die wesentlichen Merkmale. Es ist wie das Schürfen nach Diamanten: wenn Sie dort Ausschau halten, wo alle suchen, werden Sie erschöpfte Lagerstätten antreffen. Um fündig zu werden, müssen Sie ausgetretene Pfade verlassen und wie ein Forscher neue Wege betreten und „Ideen-Quellen“ zum Sprudeln bringen. Entwickeln Sie die Einstellung eines erfolgreichen Forschers, eines Entdeckers, eines Erneuerers; entwickeln Sie die Gewißheit: Wohin Sie auch gehen, warten Ideen auf ihre Entdeckung! Ihre einzige Aufgabe ist es, sie zu finden.

3. Illumination (Erleuchtung): Einfälle entwickeln, Geistesblitze aufleuchten lassen, spontanen Gedankensprüngen Raum lassen, Intuition fördern - hier geht es darum, die eigenen schöpferischen Kräfte zu wecken und Aha-Erlebnisse freizusetzen. Das gesammelte Material hat sich vernetzt und zu neuen Kompositionen verknüpft - und plötzlich steht eine Idee im Raum, überraschend, „zufällig“, intuitiv „aus dem Bauch heraus“. Es ist die Phase, die sich nicht erzwingen läßt, die Geduld braucht, bis sich der vorhandene Fundus an Gedanken vernetzt hat. Das Erleben dieser Phase ist wie ein Geschenk - und gibt oft den Ausschlag darüber, daß sich jemand als kreativ bezeichnet. Dabei ist es „nur“ eine Phase im kreativen Prozeß, wenngleich auch häufig die knisterndste, zündendste. Die, die am genialsten empfunden wird und die ein wahres Glücksgefühl bei dem erzeugt, der sie erleben durfte. Da kann es von Nutzen sein, wenn Sie einen kleinen „Ideen-Block“ mit sich führen, um die Momente, in denen Sie denken: „Genau das ist es“ festhalten und verwerten zu können. Zünden Sie Ihr Ideen-Feuerwerk!

Ideen strukturieren

4. Elaboration (Strukturierung): In der ordnenden Phase werden die gefundenen Ideen zuerst systematisch, anhand der festgelegten Kriterien, sortiert und nach Ähnlichkeiten, Gemeinsamkeiten und Unterschieden strukturiert. So wird die Anzahl der Möglichkeiten überschaubar eingegrenzt.

5. Verifikation (Prüfung): Die geordneten Ideen werden hinterfragt und anhand der festgelegten Fragestellung auf ihre Brauchbarkeit und ihre Konsequenzen hin bewertet. Ziel: Herausfiltern von entwicklungsfähigen Ansätzen konkret realisierbaren Lösungsansätzen. Dabei ist alles erlaubt und gewünscht, was einer Idee zur Verbesserung verhelfen kann: zielgerichtet kritisch hinterfragen, Feedback einholen, Lösungsalternativen systematisch vergleichen und eingrenzen, trennen von Hirngespinsten und Machbarem, verändern, verbessern, verfeinern und abwägen. Eine günstige Voraussetzung für diese Phase ist es, viele Ideen zu haben, um die unbrauchbaren auszusortieren und die realistischen herausfiltern zu können.

Ideen umsetzen

6. Realisation (Ausführung): Die Handlungsphase entwickelt aus den vorhandenen Lösungsansätzen ein konkretes Ergebnis. Der Entwurf einer Handlungsstrategie, die produktive Realisierung einer Lösung und die praktische Nutzung der Neuerung stehen dabei im Vordergrund, wenn die Startklappe fällt.

7. Präsentation (Verkauf): Andere von den Ergebnissen überzeugen und die eigene Idee verkaufen, ist ein Schritt nach „außen“, um das Einmalige und Wertvolle wie ein Geschenk zur Geltung zu bringen. Es lohnt sich, den Nutzen hervorzuheben und für die eigene Idee zu werben. So kann ein betreutes Projekt erfolgreich zum Abschluß gebracht werden.

Nachbereitung

8. Abrundung (Ausklang): Auf dem Gipfel des Erfolges, wenn der kreative Prozeß (fast) vollendet ist, dann verbleibt eines noch zur Nachbereitung: der Intuition noch einmal ihren Raum geben und das Ergebnis und den Prozeß und die Beteiligten zu würdigen und zu feiern. Ja, es sich gönnen, die eigenen kreativen Energien wieder aufzuladen, um das, was Sie geschaffen haben, wirklich zu genießen.

Der Einsatz kreativer Denkrichtungen

Es gibt also eine Vielfalt von Operationen, die auf diesem Weg eine Rolle spielen. Der kreative Prozeß erfordert es, flexibel zwischen verschiedenen Denkrichtungen zu wechseln. Roger von Oech nennt es das harte und weiche Denken, andere Autoren sprechen vom konvergenten (planmäßig, gleichgerichtet) und divergenten (offen, spielerisch, unterschiedlich) Denken, Vera Birkenbihl zieht Vergleiche zu „männlichen“ Fähigkeiten oder eher „weiblichen Komponenten“, de Bono schließlich erwähnt das vertikale (standardisiert vorwärts gerichtet) und das laterale (assoziativ seitwärts gerichtet) Denken. Manche nennen es Struktur und Chaos, wieder andere sagen kritischer Geist und Phantasie - und manch einer zitiert die linke und rechte Gehirnhemisphäre. Es ist so, als wenn Sie einen Schatz suchen: Manchmal ist es sinnvoll, an bekanntem Platz ein tiefes Loch auszuheben - ein anderes Mal ist es hilfreich, mehrere Löcher zu graben, um fündig zu werden.

Nutzen

Jede Qualität ist für sich ein wertvoller und notwendiger Bestandteil des Gesamtprozesses und zugleich ein wertvoller Hinweis darauf, wo genau Sie gerade stehen und welche Fähigkeiten und auch Werkzeuge genau an dieser Stelle am sinnvollsten eingesetzt werden: Zunächst wissen, was wir wollen - oder im Falle eines Problems auch, was nicht · und bereits am Ausgangspunkt die „richtigen“ Fragen stellen · Anschließend Ideen frei und vielfältig sammeln und wie eine Rakete steigen lassen · und sie erst dann, wenn überhaupt etwas da ist, nach Verwertbarem kritisch filtern und konstruktiv hinterfragen · Schließlich ein Produkt konkret gestalten und verkaufen · und das Ergebnis feiern.

Welche Erkenntnisse können Sie aus diesen Informationen für Ihre eigene Arbeitsweise gewinnen? Und wie können Sie Ihre Fähigkeiten in einzelnen Phasen weiter ausbauen und in anderen Phasen steigern und ergänzen, um Ihre Kreativität wirklich ganzheitlich einzusetzen? 


Die 1-Minuten-Kreativ-Pause

  Jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt 
Finden Sie ein eigenes Beispiel für eine alltägliche Situation oder eine vor Ihnen liegende Aufgabe und beschreiben Sie in Stichworten, wie Sie den kreativen Prozesse praktisch nutzen können und was Sie in den einzelnen Phasen des kreativen Prozesses konkret tun, um Ihr Ziel zu erreichen. 


Diesen Artikel können Sie auch downloaden [28 KB] . Er stammt aus dem Buch Königsweg Kreativität - Powertraining für kreatives Denken.


Artikel des Monats November 03
Artikel des Monats Aug./ Sept. 03