Der kreative Prozess

Der kreative Prozess als Landkarte

Am Anfang des kreativen Prozesses steht also meist ein Problem in den Startlöchern, das darauf wartet, möglichst rasch sein Ziel zu erreichen. Auf dem Weg dahin durchläuft es verschiedene Stadien. Bevor eine gute Idee heranreift, entwickelt und kombiniert unser Gehirn eine Vielzahl von Impulsen und gespeicherten Daten aus unserer Erfahrungswelt. Jeder neue Impuls braucht einige Zeit, bis er mit den bisherigen Erfahrungen vernetzt wird, bis die Idee also „reift“ und Früchte trägt. Das wichtigste auf diesem Weg, um schließlich die Ernte auch einfahren zu können, ist das Bewußtsein: Der kreative Prozeß setzt sich aus verschiedenen Stadien zusammen. Um die „Reifestufen“ sinnvoll aufeinander folgen zu lassen, ist es zweckmäßig, diese Wegabschnitte, die Phasen des kreativen Prozesses, klar und eindeutig zu trennen. Auf diese Weise entsteht eine „Landkarte“, welche Phase an welche Stelle gehört, weil sie genau dort Sinn macht. Erst dadurch erfährt eine Aufgabenstellung Schritt für Schritt die Art der Aufmerksamkeit, die sie benötigt, um schließlich von einer handfeste Idee gekrönt zu werden.

So facettenreich wie der Begriff Kreativität selbst ist, so verschiedenartige Phasen-Modelle finden sich auch in der Literatur wieder. Dabei hat jede Einteilung leicht den Nachteil, willkürlich zu wirken - zugleich aber auch den Vorteil, eine Thematik griffig und übersichtlich darzustellen. Das war uns wichtig. Wir haben uns deswegen für eine Ordnungsstruktur entschieden, die die Elemente der bekanntesten Modelle vereint und den kreativen Prozeß als das beschreibt, was er tatsächlich ist: einen Weg, dessen einzelne Elemente ganzheitlich ineinanderübergehen, wie die Farben einer Künstlerpalette. Dabei markiert das Ende oft wieder den Anfang eines neuen Prozesses - wie ein sich erneuernder Kreislauf.
Was würde wohl passieren, wenn alle an einem kreativen Prozeß Beteiligten nur die vorgebrachten Ideen kritisieren und „zerpflücken“ würden? Oder wenn alle sofort loslegen wollen, ohne jeden Plan und Absprache? Oder wenn nur phantasiert würde, mit einem Realitätsgehalt gleich Null, und niemand wäre für Entscheidung und Umsetzung zuständig? Um dem zuvorzukommen, wechseln sich unterschiedliche Denkstile und -richtungen in einem ganz bestimmten Rhythmus ab, ergänzen sich Phasen der Ordnung und Struktur mit Phasen des Chaos und Einfallsreichtums. So stabilisieren sie sich immer wieder und tragen zu einer Einheit bei. Dies läßt das ganze Potential unseres Gehirns wirkungsvoll zum Einsatz kommen und mit seinen vielfältigen Qualitäten glänzen.

Obgleich es durchaus zum Überspringen oder zu einem mehrmaligen Durchlaufen bestimmter Phasen kommen kann, erfüllt doch jeder Schritt seinen ganz einmaligen und wesentlichen Sinn und macht eines deutlich: Die komplexe Struktur „Kreativität“ umfaßt eine Vielfalt an Qualitäten und Fähigkeiten, die erst beim Zusammenwirken eine wirkliche Einheit ergeben.

Meilensteine

Den eigentlichen kreativen Prozeß können wir in drei Hauptphasen, sowie die zwei Schritte der Vor- und Nachbereitung unterteilen:

Vorbereitung Was ist die Aufgabe und wo will ich hin?

Ideen finden: Wie fördere ich meinen Einfallsreichtum?

Ideen strukturieren: Wie optimiere ich gefundene Ideen?

Ideen umsetzen: Wie führe ich aufbereitete Ideen aus?

Nachbereitung Wie lade ich meine kreativen Energien auf?



Welches anstehende Projekt könnte zielgerichteter und effektiver bearbeitet werden, wenn Sie die Phasen des kreativen Prozesses berücksichtigen?  


Fortsetzung im Oktober.

Diesen Artikel können Sie auch downloaden [26 KB] . Er stammt aus dem Buch Königsweg Kreativität - Powertraining für kreatives Denken.


Artikel des Monats Oktober 03
Artikel des Monats Juli 03