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Kreativität als Schlüsselqualifikation zur Problemlösung
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Am Anfang war das Feuer |
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Wenn wir im Alltag von Kreativität sprechen, meinen wir zum einen die Fähigkeit, neue Ideen als Reaktion auf Probleme oder Bedürfnisse hervorzubringen. Unter „Problem“ verstehen wir einen Zustand, in dem etwas noch nicht so ist, wie wir es gerne hätten oder es uns wünschen würden. Wenn Sie sich etwas ganz Bestimmtes vorgenommen haben und es keine Abweichung gibt zwischen dem Punkt, an dem Sie gerade stehen und dem Punkt, zu dem Sie hinwollen, dann gibt es auch kein Problem. Ist es eine kleine Abweichung, die beide Ort voneinander trennt, dann ergibt sich daraus ein kleines Problem - und ist die Abweichung groß, dann haben Sie ein großes Problem. So gesehen bezieht sich ein guter Teil der Kreativität darauf, irgendeine Art von „Abweichung“ zu lösen. Das kann in jedem Bereich unseres Lebens sein. Beispielsweise ein zeitlicher Engpaß im Beruf, ein zu erstellender Artikel für eine Vereinszeitung, ein neues Produkt, das auf den Markt kommen soll, genauso wie fehlende Ideen für das nächste Geburtstagsgeschenk oder eine private zwischenmenschliche Situation, die dringend einer Klärung bedarf. Ein Problem bezeichnet also einen momentanen unerwünschten Zustand, der verändert, möglichst verbessert, werden soll. Um Kreativität praktisch zu begreifen, ist es daher am leichtesten, den kreativen Prozeß mit einem Problemlösungsprozeß zu vergleichen. Beides verlangt gleichermaßen und individuell danach, eine neue Strategie zu entwickeln und anzuwenden. Das Erkennen und Lösen eines Problems sowie die Realisierung der Problemlösung sind wesentlicher Bestandteil einer zielgerichteten Kreativität. Wenn Sie möchten, können Sie für sich den Begriff „Problem“ auch benennen als „Thema“ oder „Aufgabenstellung“.
Problemlösungen verhalten sich so ein bißchen wie ein Startläufer beim Staffellauf. Er brennt vor Energie, ist Feuer und Flamme für seine Aufgabe und sieht auch noch die erste Gerade nach dem Startschuß - nicht aber das Ziel, ja noch nicht einmal, was hinter der nächsten Kurve kommt. Er weiß nur, daß es günstig ist, dem Verlauf der Bahn zu folgen, wie einem roten Faden. Genauso bietet sich bei praktischen Problemen das systematische Vorgehen als Leitfaden an, um das „Zielband“, die angestrebte Ideallösung, auch wirklich zu erreichen. Die „Startbahn“ wird dabei vorgegeben durch das exakte Formulieren des Problems und das Benennen der Aufgabe. Dies ermöglicht uns, die Art des Problems zu erkennen, dem wir gegenüberstehen und erleichtert die Wahl einer geeigneten Kreativitätstechnik.
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Welche Art von Problemen gibt es eigentlich? |
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Für die Praxis ergibt sich daraus eine grundlegende Frage: Welche Art von Problemen gibt es eigentlich? Der klassische Problemlösungsprozeß unterscheidet im wesentlichen fünf Problemgruppen, in den zwei Kategorien „schlecht strukturiert“ und „gut strukturiert“. Die Herangehensweise ist in diesen beiden Fällen grundsätzlich verschieden; allerdings überschneiden sich die Aufgabenstellungen in der Praxis recht häufig. Wofür das wichtig ist? Nun, es macht sicher einen großen Unterschied aus, ob Sie …
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für eine Aufgabe neuartige Ideen finden wollen - so lösen Sie ein „schlecht strukturiertes Problem“ -, oder ob Sie
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eine Aufgabe, zu der bereits viele Faktoren bekannt sind, auf dem schnellsten und kürzesten Wege erfüllen möchten - so lösen Sie ein eher „gut strukturiertes Problem“.
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Schlecht strukturierte Probleme |
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Bei den „schlecht strukturierten Problemen“ sind in der Regel wenig Problemelemente und Gesetzmäßigkeiten bekannt und dementsprechend viele alternative Lösungen denkbar. Sie zählen zum dankbarsten Aufgabenfeld für die „klassischen, intuitiven Kreativitätstechniken“. Die angeführten Technikbeispiele finden Sie beschrieben im Kapitel 8 „Kreatives Repertoire“ und Kapitel 10 „Anwendungsfelder“. Um sie schnell aufzufinden, schlagen Sie einfach im Index nach.
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Suchprobleme: Die Suche von Alternativen/Lösungen anhand vorgegebener Suchkriterien. Beispiel: Was ließe sich mit einem Ziegelstein anstellen (mindestens 30 Ideen)? Geeignete Kreativitätstechniken (z.B.): alle „Brain“-Techniken wie Brainstorming, Attribut-Listing, Mind Mapping.
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Konstellationsprobleme: Vorhandenes Wissen aus problemfremden Bereichen übertragen und an neue Gegebenheiten anpassen, so daß eine neue System-Struktur entsteht, die dem Sollzustand gleicht. Beispiel: Wie kann eine neuartige Lampenhalterung beschaffen sein? Geeignete Kreativitätstechniken (z.B.): Kopfstand-Technik, Synektik, Mind Mapping.
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Analyseproblem: Hier geht es darum, eine Problemstruktur herauszuarbeiten und Strukturen, Elemente und Beziehungen zwischen den Elementen aufzuzeigen. Beispiel: Welche Funktion soll der neue Arbeitstisch erfüllen (z.B. Multifunktionalität, Haltbarkeit, …)? Geeignete Kreativitätstechniken (z.B.): Mind Mapping, .
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Gut strukturierte Probleme |
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Bei den „gut strukturierten Problemen“ sind meist die Kriterien, Variablen und gesetzmäßigen Zusammenhänge bekannt. Sie lassen sich eher systematisch-analytisch lösen:
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Auswahlprobleme: Hier geht es darum, Alternativen auf ihren Nutzen hin für ein bestimmtes Ziel zu unterscheiden. Die Bewertungskriterien werden vom Ziel abgeleitet. Beispiel: Welches von den zur Auswahl stehenden Autos eignet sich im Hinblick auf Wirtschaftlichkeit und Kosten optimal für uns? Geeignete Kreativitätstechniken (z.B.): Entscheidungsliste, Mind Mapping.
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Konsequenzprobleme: Hier wird eine Aufgabe gelöst durch logisches Befolgen bestimmter Gesetzmäßigkeiten und bekannter Strukturen, die als gegeben vorauszusetzen sind. Beispiel: Wie groß ist der Aufwand, wenn wir Fremdfirmen mit dem Prospektdruck beauftragen? Höherer „Wirkungsgrad“: Eigenleistung oder Fremdfirma? Geeignete Kreativitätstechniken (z.B.): Gedankenfelder, Zeit-/Wertanalyse.
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Nutzen |
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Sprechen wir in einem Problemlösungsprozeß von Aufgaben, meinen wir lösbare Zielsetzungen - die dann zu Problemen werden, wenn am Start oder im weiteren Verlauf ein Hindernis auftritt, das es zu überwinden gilt. Das wiederum macht daraus eine Chance: Ein Problem ist genau der Startpunkt, an dem wir veranlaßt sind, in eine andere Richtung zu denken und unsere kreativen Ressourcen zu aktivieren, um einen neuen Weg zu finden. Ein Anlaß, den Rahmen unseres bisherigen Denkens zu verlassen, mehr als eine Lösung zu finden und neue Alternativen zu entwickeln. Probleme sind also das Feuer des kreativen Prozesses, das, was ihn entfacht und was ihn am Leben erhält. Je genauer Sie die Art des Feuers kennen, umso effizienter verstehen Sie, damit umzugehen und es für sich gewinnbringend zu nutzen.
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An welchem Problem arbeiten Sie gerade, das davon profitieren würde, wenn Sie das Spannende daran einmal in den Mittelpunkt Ihrer Neugierde rücken? Welchen Aspekt hat vielleicht noch nie jemand vor Ihnen bemerkt oder so in Frage gestellt?
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Die 1-Minuten-Kreativ-Pause |
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Stellen Sie sich in Gedanken einmal einen Würfel vor - oder nehmen Sie einen in die Hand und beantworten Sie spontan die Frage: Wieviel Seiten hat so ein Würfel?
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. Er stammt aus dem Buch Königsweg Kreativität - Powertraining für kreatives Denken.
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Artikel des Monats Aug./ Sept. 03 Artikel des Monats Juni 03
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