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Praxisfalle Killerphrasen
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Killerphrasen - Kritik zur Unzeit |
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Das, wovor sich manche Menschen am meisten fürchten, wenn sie eine neue Idee äußern, sind die sogenannten Killerphrasen. Diese stellen eine besondere Form der Kreativitätsbarrieren dar. Sie sind ein Instrument der Rhetorik; Äußerungen, Bemerkungen, Sätze, die ein kunstvoll und mit Phantasie errichtetes Gedankenbauwerk auf einen Schlag zum Einstürzen bringen können - und eine hoffnungsvolle Idee killen.
Mit einer kurzen, treffsicheren Kritikäußerung einen vermeintlich unproduktiven Gedankengang abkürzen, um Zeit oder Energie oder Kosten zu sparen, ist eigentlich eine gutgemeinte Absicht. Dabei sind sie häufig auch noch „wahr“; Sätze wie: „Dafür haben wir kein Geld“, oder: „Das haben wir noch nie so gemacht“ sind oft nachweislich belegbar. Selten allerdings ist Gegenstand der Betrachtung, dass genau DAS der Grund dafür sein könnte, dass eben noch nie ein durchschlagender Erfolg erzielt wurde.
Zutreffend oder nur so dahingesagt, erschüttern Sie doch so manchen „Ideenschmied“ bis ins tiefste Mark, lassen ihn an der eigenen Idee oder manchmal sogar an den eigenen Fähigkeiten zweifeln - und veranlassen ihn nicht selten dazu, zum Gegenangriff überzugehen. Ein Gefecht mit ungewissem Ausgang scheint vorbestimmt. Das, was beide Seiten einsparen wollten, wie Zeit, Energie, Kosten, geht oft doppelt und dreifach drauf, ganz zu schweigen von der Mitwirkung auf die Mitwirkenden am kreativen Prozess, wie auch den langfristigen Auswirkungen einer solchen konfliktträchtigen Situation.
Killerphrasen können spontan „aus dem Munde gerutscht“ - und damit sogar humorvoll und nett gemeint - oder absichtlich eingestreut sein. Allen Arten gemeinsam ist, dass sie eine bremsende Wirkung beim „Empfänger“ auslösen, die im harmlosesten Fall nicht bedacht oder im Extremfall gewollt ist. Noch schlimmer wird es, wenn sie in unachtsamer Weise nicht nur die Idee, sondern den Ideengeber persönlich angreifen und ihm Rechtfertigungen abverlangen oder schlicht den Mut oder die Lust nehmen, weitere innovative Ideen zu entwickeln.
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„Nichts ist leichter, als bei anderen Fehler zu entdecken; zum Meckern braucht man weder Talent, noch Verstand oder Charakter.“ - Robert West
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Schon mal gehört? |
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Frei nach dem destruktiven Motto: „Es genügt nicht nur, keine Ideen zu haben; man muss auch fähig sein, sie auszudrücken“ fliegen so die unterschiedlichsten Killerphrasen durch den Äther.
Erkennen Sie einige davon: Das haben wir noch nie so gemacht – Das war schon immer so – Wissenschaftliche Erkenntnisse haben gezeigt – Dafür haben wir kein Geld – Wenn das so einfach wäre, wäre ganz bestimmt schon früher jemand darauf gekommen – Als fähiger Manager müssen Sie zugeben, ... – Haben Sie in diesem Feld eigentlich Erfahrung – Wenn das alle machen würden – Interessante Einstellung; haben Sie eigentlich studiert – Es ist doch bekanntlich so, dass ... – Dazu fehlt uns die Zeit – Wer von uns ist denn nur darauf gekommen – Meine Kunden wollen das nicht – Das müssen wir erst mal überprüfen – Das widerspricht unserer Politik – Das gehört doch jetzt nicht hierher – Haben Sie das ernsthaft ganz durchdacht – Das ist zu (altmodisch, neumodisch, einfach, kompliziert, ausgefallen, ...) – Das ist bei uns nicht üblich – Damit sollte sich ein Ausschuss befassen – Ich sehe keinen Zusammenhang – Das haben wir alles schon versucht – Namhafte Fachleute sehen das aber ganz anders – Dazu bin ich zu dumm (ja, auch das gibt es: innere Killerphrasen) – Das funktioniert nie - Es gibt Erfahrungen, die muß man nicht selbst machen - Das ist nicht unser Gebiet.
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Killerphrasen als Denkanstöße |
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Welchen Zweck aber haben Killerphrasen, welche Möglichkeiten stecken in ihnen und wie lassen sie sich gezielt erkennen? Wie können wir ihnen begegnen?
Killerphrasen sind Denkanstöße; nicht mehr und nicht weniger! Als solche haben sie durchaus Ihre Berechtigung und enthalten wertvolle Anregungen. Nur dass sie meist Schwierigkeiten mit dem „Timing“, dem gegenseitigen Verständnis oder der Formulierung haben - also zur Unzeit eingestreut oder mit negativen Gefühlen belegt werden.
Viele Killerphrasen oder frühzeitige Kritikansätze sind ein Zeichen von Unsicherheit und entstehen aus dem alten Glauben heraus: „Wer A sagt, muss auch B sagen“, das heißt: Wenn wir erst einmal eine verrückte Idee laufenlassen, wird sie hinterher keiner mehr stoppen können. Dem hat Bertolt Brecht einmal entgegengehalten: „Wer A sagt, muss noch lange nicht B sagen; es könnte nämlich sein, dass er erkannt hat, daß A falsch war.“ Es gehört also auch Courage, erst einmal abzuwarten und das Bewusstsein dazu, dass eine Idee nicht allein deshalb zwingend umgesetzt werden muss, nur weil sie geäußert wurde.
Das erfordert von allen Beteiligten kreativen Mut, offene Wahrnehmung und gegenseitige Wertschätzung gegenüber der inneren Befindlichkeit des anderen. Seitens des „Empfängers“ einer Killerphrase, dass diese Angst tatsächlich beim „Absender“ vorhanden ist. Seitens des „Absenders“, dass ein frühzeitig abgeblockter Einfall vielleicht dazu führt, dass aus Angst vor Zurückweisung gar keine Ideen mehr geäußert werden, also einem weiteren Vorgehen die Nahrung fehlt. Nehmen beide Seiten aufmerksam wahr, dass der andere einen wirklich wertvollen Beitrag auf dem Weg zu einer gemeinsamen Lösung bereithält, können sie ihre unterschiedlichen Ressourcen konstruktiv und zielgerichtet einsetzen, um gemeinsam zu einer Lösung zu gelangen.
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Falls Sie Killerphrasen begegnen, ... |
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Trennen Sie die Zeit der Ideenfindung klar und für alle eindeutig von der Zeit der Bewertung und Kritik.
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Nehmen Sie eine wertschätzende Grundeinstellung ein und würdigen Sie die Killerphrase als wichtigen Beitrag, dem in der nachfolgenden Phase der Ideenbewertung eine ganz wesentliche Rolle zukommt.
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Bestehen Sie wertschätzend aber bestimmt auf Einhaltung der Regeln und Zeitvereinbarungen: Gegebenenfalls vergeben Sie „Killerpunkte“. Das sind Klebepunkte, mit denen der Absender einer Killerphrase ausgezeichnet wird.
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Hinterfragen Sie in einer späteren Phase durch „W-Fragen“ den Hintergrund. Verstehen Sie jede Killerphrase als Hilfestellung und fragen Sie sich oder den „Absender“: „Wohin kann diese Anregung unser Denken führen?“
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Nutzen |
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Wenn Sie sich bewusst machen, dass die meisten Killerphrasen von hochbegabten "Kritikern" (nach dem Power-Kreativitäts-Modell) stammen und diese mit ihren Äußerungen meist einen Realitätsbezug herstellen wollen, dann haben Sie bereits die positive Absicht erkannt. So können Sie auf ein unangemessenes Timing (falsche Ideenphase) oder eine pauschalisierte Äußerung viel konstruktiver reagieren und den "Tipp-Geber" und seine besonderen Qualitäten zur Mitarbeit gewinnen. Auf diese Weise erhalten Sie den kreativen Prozess im Fluss, anerkennen und mobilisieren die besonderen Ressourcen aller Beteiligten und nutzen jede, wirklich jede Anregung als Denkanstoß zu Ihrer Unterstützung.
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Welche weiteren Möglichkeiten finden Sie, um Killerphrasen sinnvoll in einen kreativen Ablauf miteinzubeziehen?
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Die 1-Minuten-Kreativ-Pause |
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Spielen Sie einmal mit den Möglichkeiten, die Killerphrasen Ihnen bieten und ... 1) Fordern Sie zu Beginn einer Ideenbewertungs-Phase alle Beteiligten zu einem 3-minütigen "Killer-Brainstorming" auf, indem Sie zwei Qualitäten durch das wilde, ungezügelte brainstormen nach kritischen Einfällen verbinden - die Sie hinterher aufgreifen und weiter nutzen können. 2) Vergeben Sie für jede Killerphrase, die gegen geminsam aufgestellte Regeln verstößt, einen gut sichtbar zu tragenden Killer-(Klebe-) Punkt - so verbinden Sie ernsthaftes "am Ball bleiben" mit humorvoll fördernder Grundeinstellung.
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. Er stammt aus dem Buch Königsweg Kreativität - Powertraining für kreatives Denken.
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Artikel des Monats November 04 Artikel des Monats Juli-Sept 04
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